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du und ich und alles dazwischen 2024
Zwischen Raum.
Da ist so viel Raum zwischen uns.
So viel Fläche
so viel Platz
so viel Dazwischen
zwischen und.
Da ist kein durchkommen
bei so viel Raum.
So viel Raum für Zweifel
für Ängste
für Sorgen
für Freude
für Lachen
fürs Weinen.
So viel Raum.
Aber nicht für uns
sondern immer nur dazwischen.



Alle meine Freunde sagen, 
dass ich anrufen kann.
Jederzeit.
Dass ich mich melden kann,
wenn ich was brauche.
Immer.
Andauernd.
Ich mache das so selten.
Ziehe mich lieber zurück.
Dann rufe ich an.
Sammel die Kraft
und wähle die Handynummern
meiner Freunde.
Und dann haben sie ihr Handy aus
oder gehen nicht dran
oder sind unterwegs.
Und das ist ok.
Dann bin ich kurz traurig,
aber weiß,
dass sie zurückrufen.
Oder sich melden
und fragen wie es mir geht.

Wie können 
Freude und Trauer
Liebe und Vermissen
Glücksgefühle und Tiefs
so nah beieinander liegen?

Eigentlich liegen sie nur so nah
wie wir jetzt.
924 Kilometer voneinander entfernt.

Manchmal fühlt es sich so an,
als wärst du am anderen Ende der Welt
und dann bist du doch wieder so nah.







Jetzt bist du da.
Habe mich so lange gefreut,
dass du endlich kommst.
Dass wir uns nach Wochen wiedersehen.
Haben uns nichts vorgenommen.
Ohne Erwartungen aneinander,
an die Zeit, sind wir
aufeinander getroffen.
Und jetzt habe ich doch das Gefühl,
dass Erwartungen da sind.
Dass wir irgendwas machen müssen.
Was schönes, was unternehmen.
Die Zeit zusammen nutzen.


Nina Chuba hören.
An nichts schweres denken wollen.
Wie das Popcorn, das wir gekauft aber nicht
gegessen haben.
Es liegt noch bei dir.
Verschweißt und verpackt.
Kann so wieder zurück ins Regal gestellt werden 
und dann kaufen wir es nochmal neu
wenn ich das nächste mal bei dir bin.
Wenn wir wieder zusammen sind.
In ein paar Wochen können wir das Popcorn
nochmal kaufen.
Uns darauf freuen und es dann doch nicht essen.







Sitze auf dem Balkon und warte auf dich.
Dass du nach Hause kommst.
Nach Hause.
Dabei wohne ich hier ja nicht mal.
Kann nicht mal sagen “nicht mehr”
weil du umgezogen bist.

Bei jedem Scheppern der Gartenpforte denke ich, 
dass du es bist, die gleich durch den Innenhof,
die Treppe hoch
und durch die Wohnungstür läuft.
Möchte immer direkt aufstehen und gucken, ob es stimmt.
Ob du es wirklich bist.
Mache ich auch fast immer.

Nur manchmal widerstehe ich dem Drang
und versuche entspannt sitzen zu bleiben.
Obwohl “entspannt” das falsche Wort ist.
Die nächsten zehn Minuten bin ich hellhörig,
ob sich der Schlüssel in der Tür dreht.
Ich weiß auch gar nicht, 
warum ich nicht einfach jedes mal aufstehe.
Vielleicht will ich dich direkt ganz sehen.
Dich wiedersehen und in den Arm nehmen können
und dir nicht erst 
aus der Ferne
zuwinken.


Sich bei der 
Begrüßung in die Arme fallen
und sagen
“jetzt geht es mir gut.”




du und ich und alles dazwischen thematisiert die Entwicklung von Freund:innenschaften auf Distanz.
Wie wachsen und verändern sich Freund:innenschaften, wenn sie über die Entfernung hinweg gepflegt und aufrechterhalten werden müssen, wenn man keinen Alltag teilt und an verschiedenen Orten wohnt?
Die Arbeit lädt dazu ein, die Vielschichtigkeit von räumlich getrennten Beziehungen zu erforschen und zu verstehen. Collagen behandeln die Dynamiken der zwischenmenschlichen Verbindung, die sich trotz der räumlichen Trennung fortsetzt. Verschiedene Elemente wiederholen sich und lassen so einen roten Faden durch die Arbeit entstehen. Durch Texte werden die visuellen Darstellung um die emotionale Entwicklung der Beziehungen ergänzt, die sich mal näher, mal ferner anfühlen und so die Schatten- und Sonnenseiten der Freund:innenschaften veranschaulichen.

Die Arbeit wurde von Adrian Sauer betreut.